Mit Kenjutsu, einem klassischen japanischen Schwertkampf, begann auch der diesjährige Oldensworter Sommerlehrgang der Aikidoka. Dann folgte eine Zen-Meditation und anschließend übten mehr als 30 Kampfkünstler aus ganz Deutschland zwei Stunden Shinkiryu Aiki Budo, einer sehr wirksamen Aikido-Form aus dynamisch-fließenden Bewegungen. Und dieser Ablauf wiederholte sich zweimal täglich. Was sich schon körperlich sehr anstrengend anhört, ist auch mental eine Höchstleistung. Volle Konzentration ist gefragt, wenn ein Angriff zum Beispiel mit Messer oder Stock erfolgt. Doch Verletzungen sind äußerst selten, denn „es geht nicht darum, den Angreifer zu töten, sondern den Angriff“, erklärt Meister Duncan Underwood.
Trotz milder Außen-Temperaturen war das Training schweißtreibend, zumal in einem schweren Anzug trainiert wurde, dem sogenannten Gi. Doch das schreckte niemanden davon ab, die vom Lehrgangsleiter und Meister Duncan Underwood vorgeführten Techniken x-mal zu wiederholen. Was so leicht und spielerisch aussah, entpuppte sich als höchste Körperbeherrschung, die volle Konzentration erforderte. Das ist der Grund, warum man während des Trainings kaum einen Laut hört.
Fast 40 Stunden Training in 33 Trainingseinheiten liegen hinter den Teilnehmenden. Im Mittelpunkt stand dabei nicht nur Aikido, sondern auch tägliche Übungen mit dem Schwert (Kenjutsu). Warum das wichtig ist, erklärt Lehrgangsleiter Duncan Underwood so: „Viele Bewegungen im Aikido sind aus dem Schwertkampf entstanden oder von ihm beeinflusst worden. Das Schwertraining vermittelt sehr deutlich Präzision und Schärfe in der Technik. Das hat Auswirkungen auf unsere innere und äußere Haltung. Gerade die innere klare Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit dieser Schärfe macht die Kampfkunst insgesamt aus“.
Nur rund ein Dutzend Vereine in ganz Deutschland bieten diese ganz spezielle Schwertschule an. Grund genug für viele Teilnehmer, weite Anreisen auf sich zu nehmen um eine Woche technische und geistige Fähigkeiten weiter zu entwickeln.
Während der Schwertkampf klare, präzise Schläge benötigt, wird beim Aikido die Konfrontation durch den Angreifer durch ein Aufnehmen der entgegenkommenden Energie in kreis- und spiralförmige Bewegungen neutralisiert. Die Dynamik der fließenden Bewegungen basiert darauf, die Begegnung mit einem Angreifer bewusst zu konstruieren und zu beeinflussen. Dazu muss natürlich die Technik beherrscht und immer wieder geübt werden. Nach und nach entsteht dadurch ein Gefühl für die eigenen Bewegungen und den möglichen Reaktionen des Gegenübers in den verschiedensten Situationen. Das Besondere an dieser Kampfkunst ist, dass sich dieses Prinzip im übertragenen Sinn auch im Alltag anwenden lässt.
Auch nach dem Lehrgang gleicht die Sporthalle der Oldensworter Grundschule dreimal in der Woche eher einem Übungsplatz der Samurai. Trainiert wird auch in den Ferien, Gäste sind willkommen.